Honor bringt frischen Wind ins Smartphone-Design. Statt die Kamera im
Rahmen oder in einer Display-Einbuchtung zu verstecken, stanzt die
Huawei-Tochter beim View 20 einfach ein Loch ins Display. Was das Gerät
sonst noch drauf hat, zeigt der Test.
Irgendwo muss sie ja hin. Die Frontkamera eines Smartphones steckt im
Rahmen, mal oben, seltener unten, neuerdings auch in einer manchmal
Notch genannten größeren oder kleineren Einbuchtung im Display. Doch im
Rennen um das immer rahmenlosere Display ist sie meist einfach nur im
Weg.
Die Huawei-Tochter Honor geht beim neuen Spitzenmodell einen Schritt
weiter. Wenn man die Kamera schon irgendwo hinsetzen muss, warum dann
nicht einfach ins Display hinein? Gesagt, getan: Im Honor View 20 steckt
die Frontkamera in der oberen linken Ecke, rundum elegant von
leuchtenden Bildpunkten eingefasst. Das 6,4 Zoll große Display nimmt
damit nahezu die gesamte Front des Smartphones ein, auf der Rückseite
gibt es schöne Farbeffekte im Glas.
Elegante Kamera-Lösung
Die Kameraplatzierung ist ein Designkniff, der sich im Alltag wenig
bemerkbar macht. Zugegeben: Es sieht sehr elegant aus, und da man
ohnehin eigentlich nur dort richtig scharf sieht, wo man gerade auf dem
Display liest, fällt die Lochkamera weniger auf als etwa eine Kamera in
der Notch. Bei dunklen Hintergründen verschwindet das Guckloch nahezu -
und welche wirklich wichtigen Inhalte befinden sich schon am oberen
Displayrand?
Die Konkurrenz und selbst Honors eigene Modellpalette ist hier aber auf
Augenhöhe, auch ohne Kameraloch im Display. Beispiel Honor 10 Lite: Hier
ragt die Kamera als kleiner Halbkreis oben ins Display hinein, Dewdrop
(Tautropfen) nennt Honor dies. Beispiel Oneplus 6T: Hier ragt ein
kleines Halb-Oval von oben ins Bild. Groß oder störend sind auch diese
beiden Varianten nicht. Am Ende muss man nehmen, was optisch am besten
gefällt.
Prozessor, Kamera und Software
Ansonsten macht das Honor View 20 alles, was man von einem Gerät dieser
Leistungsklasse erwartet. Es hat Huaweis aktuellen Prozessor Kirin 980
an Bord, dazu ordentlich Speicher (mindestens 128 Gigabyte), viel
Arbeitsspeicher (6 GB) und mit 4000 Milliamperestunden einen gut
dimensionierten Akku.
Die Kamera mit zwei Linsen und einer maximalen Bildauflösung von 48
Megapixeln liefert gute Fotos und Videos. Die künstliche Intelligenz des
Kirin-Chips sorgt etwa für viele Bildverbesserungen, erkennt Objekte
und Lichtsituationen und stellt die Kamera darauf ein. 48 Megapixel
schießt die Kamera aber nur im Aufnahmemodus "AI Ultra Clarity". Hier
werden innerhalb von fünf Sekunden mehrere Aufnahmen gemacht und per
Software zu einem sehr scharfen Bild kombiniert. Die normale
Fotoauflösung liegt bei 12 Megapixeln.
Interessant ist auch der Nachtmodus. Hier werden mehrere Aufnahmen und
Belichtungszeiten per Software zu einem hell belichteten Foto
zusammengerechnet. Das klappt in der Praxis bei Nacht ziemlich gut. Im
Vergleich zu Googles aktuellem Pixel 3 mit ähnlicher Funktion wirken die
Bilder aber weniger scharf, die Farben unechter und die Fotos allgemein
etwas hell.
Als Software hat das View 20 ab Werk Android 9 installiert, darüber
liegt die neue Huawei-Oberfläche Magic UI. Sie bringt unter anderem ein
neues Farbschema, veränderte Icons und eine neue Schrift.
Lästige App-Empfehlungen
Bis Nutzer in ihren Genuss kommen, müssen sie bei der Einrichtung aber
ein paar Hürden überwinden. Nach Einrichtung der Google-Software will
Honor seinen Nutzern noch ein Huawei-Konto unterjubeln, drängt zur
Nutzung der eigenen Cloud-Dienste und will dann noch, dass man am
Programm zur Verbesserung der Benutzerfreundlichkeit teilnimmt. Und als
wäre das nicht genug, bekommt man noch diverse "Empfohlene Apps"
vorgelegt, die man doch bitte installieren soll. Ganz schön nervig.
Auch nervig sind vorinstallierte Bloatware-Anwendungen von Amazon bis
Facebook und der Ordner Top-Apps, der "App-Empfehlungen" geben will. Das
Partymodus-Feature soll Telefone zur parallelen Musikwiedergabe
verbinden, will dafür aber weitreichenden Zugriff auf das Gerät. Braucht
so kein Mensch.
Fazit: Das Honor View 20 sieht elegant aus, hat ein tolles Display und
ziemlich gute Kameras. Leistungsmäßig kann es mit anderen aktuellen
Spitzenmodellen gut mithalten, unterbietet viele davon aber im Preis.
Das 128-Gigabyte-Modell kostet rund 570 Euro, für 256 GB werden etwa 650
Euro fällig. In derselben Preis-Leistungs-Klasse befindet sich etwa das
OnePlus 6T, auch Huaweis P20 Pro lässt sich mit etwas Glück zu diesem Preis im Handel finden. Die hübsche Kamera im Display hat man dann aber nicht.
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